Cecilia Ahern in München 2014: Die Autorin im Interview zu Ihrem neuen Buch Mein ganzes halbes Leben

Cecelia Ahern ist eine der erfolgreichsten Autorinnen weltweit. Mit gerade einmal 21 Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, der sie sofort international berühmt machte. "P.S. Ich liebe Dich", verfilmt mit Hilary Swank und Gerard Butler, hat sich bis heute in mehr als 40 Ländern millionenfach verkauft. Danach folgte Jahr für Jahr ein weiterer weltweit veröffentlichter Roman, der sich stets innerhalb kürzester Zeit in den Bestsellerlisten wiedergefunden hat. Cecelia Ahern wurde mehrfach für ihr Werk ausgezeichnet, schreibt Theaterstücke und Drehbücher und konzipierte die TV-Serie "Samantha Who" mit Christina Applegate. Für das "ZDF-Herzkino" hat sie nun exklusiv zwei neue und damit noch unveröffentlichte romantische Novellen geschrieben, die von der Drehbuchautorin Stefanie Sycholt adaptiert und vom Regisseur Michael Karen inszeniert wurden – und aus denen einige Motive in den im Herbst 2013 im Fischer Verlag erschienenen Roman "Die Liebe deines Lebens" eingeflossen sind.


Die Filme "Zwischen Himmel und hier" und "Mein ganzes halbes Leben" setzen zwei Frauen ins Zentrum, die an einem Punkt in ihrem Leben mit Tatsachen und Ereignissen konfrontiert werden, die die geglaubte Sicherheit und die bisherige Lebensplanung  auf den Kopf stellen. Doch anstatt sich dem zu ergeben, nehmen sie die Herausforderung an und versuchen, den Weg zu sich selbst und ihrem Platz im Leben zurückzufinden.


Das Besondere in Cecelia Aherns Romanen ist die Verbindung des Außergewöhnlichen mit dem Alltäglichen. Es geht immer wieder darum, dass etwas Ungewöhnliches oder auch Magisches ihren Figuren bei den ganz realen und greifbaren Fragen des Lebens weiterhilft oder sie dabei unterstützt, wenn sie scheinbar vom Weg abgekommen sind. Cecelia selbst sagt dazu: "Wir haben die Kraft, unser Leben in die Hand zu nehmen, und wenn uns klar wird, was wir wirklich wollen, dann kann das Universum für uns mitarbeiten". Ob es nun das Universum, das Schicksal oder vielleicht auch nur Imagination ist, darf jeder selbst entscheiden – in jedem Falle ist es einzigartig und macht ihre Geschichten besonders.

 

Wie schaffen Sie es, in so kurzer Zeit so viele Bücher zu schreiben?



Cecilia Ahern:


Ich schrieb "P.S. Ich liebe Dich" als ich 21 Jahre alt war und, abgesehen von einer einjährigen Auszeit aufgrund der Geburt meines ersten Kindes, habe ich es geschafft, einen Roman pro Jahr zu schreiben. Ich bin ziemlich diszipliniert und hart zu mir selbst. Seit ich Mutter bin, verfolge ich eine strikte Routine und arbeite von Montag bis Freitag von halb zehn bis halb sechs. Das tue ich von Januar bis Juni, dann redigiere ich von Juli bis August, und dann ist das neue Buch im Herbst für die Veröffentlichung bereit. Ich schreibe ziemlich schnell, denn sobald ich ein neues Buch beginne, will ich es umgehend fertig haben, sonst denke ich, ich müsste platzen.


Wie lassen Sie sich  neu inspirieren? 


Cecilia Ahern:

 

Es hört sich wie eine unspezifische Antwort an, aber ich werde ganz einfach durch das Leben inspiriert. Es kann ein Satz sein, den ich höre und der eine Idee entstehen lässt, der Gesichtsausdruck einer Person, ein Lied oder Film, der mich in ein bestimmtes Gefühl versetzt. Ich bin eine Tagträumerin und lebe sozusagen in meinem Kopf. Ich beobachte und absorbiere – und dann findet alles seinen Weg aufs Papier. Mein Roman "One Hundred Names" (deutscher Titel: "Hundert Namen") wurde dadurch inspiriert, dass ich den Film-Titel "The Hunger Games" falsch verstanden und gedacht habe, er hieße "One Hundred Names", und sobald ich den falschen Titel hörte, hatte ich die Idee für mein neues Buch! Mein aktueller Roman "Die Liebe Deines Lebens" ist inspiriert von dem Film "Up in the Air" mit George Clooney. Daran hat mich die Hauptfigur fasziniert und die Tatsache, dass sein Leben auf der Verzweiflung anderer basiert und wie er versucht, das unter Kontrolle zu bekommen.


In derselben Woche sah ich den Song-Titel "Talk me Down" von Westlife und wusste sofort, dass ich eine Figur kreieren wollte, deren Job es ist, andere davon zu überzeugen, dass ihr Leben lebenswert ist, auch wenn sie das Leben an sich nicht besonders erfreulich finden.


Entspricht das Erlebte Ihrer Protagonisten mehr Ihren Sehnsüchten oder mehr Ihrem Leben?



Cecilia Ahern:


Es ist eine Mischung aus beidem. Die Erfahrungen meiner Romanfiguren sind nie direkt meine eigenen. Aber jede Emotion, über die ich schreibe, spiegelt etwas, das ich im meinem Leben erfahren habe.


Leben Sie das Leben, das Sie immer führen wollten?



Cecilia Ahern:


Ich habe nie davon geträumt, Schriftstellerin zu werden, das Schreiben war immer eher ein geheimes Hobby von mir, das ich nur für mich selbst verfolgt habe. Ich fühlte mich immer regelrecht gezwungen, etwas zu Papier zu bringen, um meinen stets vollen Kopf zur Ruhe zu bringen. Das Schreiben war und ist für mich eine Therapie, die einzige Art und Weise, wie ich mir die Dinge aneignen kann. Es ist also besser als zu träumen, Schreiben ist eine Notwendigkeit.

 

Sind Sie mehr Aschenputtel oder mehr Dornröschen?



Cecilia Ahern:


Weder noch! Viele nennen meine Bücher moderne Märchen, aber mit diesem Ausdruck war ich nie besonders glücklich, denn für mich waren Märchen immer unzeitgemäße Geschichten, in denen Frauen ihr Glück nur durch einen Mann finden konnten. Die Message in meinen Büchern könnte nicht entfernter davon sein. Ich bin der Meinung, dass wir selbst unser Leben in die Hand nehmen müssen, um glücklich zu sein. Wir selbst müssen dafür sorgen, dass uns das passiert, was wir uns wünschen. Daher fand ich zwar "Märchen" immer problematisch als Begriff, aber "modern" konnte ich dann akzeptieren, und "modernes Märchen" ist ein guter Kompromiss. Aber sollte ich mich für Aschenputtel und Dornröschen, was die Kleidung betrifft, entscheiden, dann fiele meine Wahl auf jeden Fall auf Aschenputtel. Ich denke, sie war eine mutige Frau, denn sie traf ganz allein auf dem Ball ein, und dann auch noch zu spät, um sich den wichtigsten Mann des Abends einfach zu "stehlen". Gut für sie. Es war allerdings etwas ungeschickt von ihr, ihren Schuh zu verlieren.


Was machen Sie, wenn Sie das letzte Wort eines Buches geschrieben haben?


Normalerweise schreibe ich meine letzten Buchkapitel in Tränen aufgelöst, schnell das Ende schreibend mit meinem Herzen im Mund bzw. auf dem Papier – und dann gehe ich in den örtlichen Pub, allein, und dort trinke ich ein Glas Champagner, um auf meine Romanfiguren anzustoßen und unserer guten Freundschaft "goodbye" zu sagen.

 


Matthias Mühling, Direktor des Lenbachhauses bei der Eröffnung der William Turner Ausstellung 2023, Foto: Beate Obermann copyright
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