Interview mit der Echo-Preisträgerin Anne-Sophie Mutter

Herzlichen Glückwunsch zum "ECHO Klassik" für die "Konzerteinspielung des Jahres". Was bedeutet Ihnen dieser Preis?

 

Nun begleitet mich dieses positive "ECHO" schon durch viele Jahre hindurch. Ich bin sehr glücklich, dass meine Einspielung dieses letzten romantischen Werkes, das in meiner Diskographie noch fehlte, auf so positive Resonanz gestoßen ist. Mein innigster Dank geht an die wunderbaren Berliner Philharmoniker und Manfred Honeck. Die Dvořák Einspielung ist ohne sie undenkbar.

 

Wie können Auszeichnungen wie der "ECHO Klassik" und die Preisverleihungsgala zur Musikvermittlung beitragen?

 

Es ist immer wieder ein großartiger Moment, wenn im deutschen Fernsehen der klassischen Musik Raum offeriert wird. Die Verleihung des "ECHO Klassik" ist eine der seltenen Gelegenheiten, diese großartige Kunstform einem breiten Publikum nahe zu bringen.

 

Fernsehen ist ein Massenmedium. Die Verleihung des "ECHO Klassik" ist eine der besteingeschalteten Klassiksendungen. Wie schätzen Sie unsere Rolle für die Verbreitung klassischer Musik ein?

 

Gerade weil der "ECHO" im Fernsehen zu bewundern ist, kann man diesen Abend als einen wichtigen Beitrag zur Musikvermittlung ansehen, zumal es für viele Zuschauer unter Umständen sogar ihr erster Kontakt zur klassischen Musik ist. Das üblicherweise sehr bunte Programm zeigt die enorme Bandbreite der klassischen Musik und ist somit besonders geeignet, auch bei einem Noch-nicht-Musikliebhaber ins Herz zu treffen.

 

Worin unterscheiden sich Bühnen- und Fernsehauftritt?

 

Für mich gibt es weder zwischen Proben noch Konzert oder Fernseh-Auftritten einen wirklich bemerkenswerten Unterschied. Immer zählt für mich jede Note. Immer möchte ich präsent sein und dem Werk in all seiner Tiefe, in seinen Spannungsfeldern und mannigfachen Emotionen gerecht werden. Musik regt mich immerzu auf und an, sodass es für mich keinen Unterschied macht, ob ich nur vor einer Person oder einem großen Fernseh-Publikum spiele.

 

Gibt es etwas, das Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben wollen, die von der großen Klassikkarriere träumen?

 

Da man sich – wie beim Sport auch – für dieses Leben sehr früh entscheidet, sollte man genügend Durchhaltevermögen, Leidenschaft und Liebe für die Sache mitbringen. Dann wird das Leben einem jungen Musiker, soweit er offen ist, dies zu erkennen, immer wieder unvorhersehbare Möglichkeiten und Wege aufzeigen, sich in der klassischen Musik zu entfalten. Man sollte sich auf keinen Fall von Geburt an auf ein Leben als Solist festlegen lassen. Das ist in vielen Fällen weder realistisch noch wirklich wünschenswert, da die klassische Musik wie ein großer paradiesischer Garten ist, in dem es vieles zu entdecken und viele Repertoire-Pflanzen zu pflegen gibt.

 

Muss sich an der Vermittlung von klassischer Musik etwas ändern, um auch junge Leute anzusprechen; wenn ja, was?

 

Es ist immanent wichtig, dass wir klassischer Musik einen Platz bereits im Kindergarten einräumen. Klassische Musik muss wieder ganz natürlicher Teil des Alltags werde. Und genau wie Sport ist auch das Erlernen eines Musik-Instrumentes mit sehr viel Spaß und Freude am Tun verbunden. Dies zu vermitteln, gilt es. Eine große Aufgabe für engagierte Eltern und Lehrer. Packen wir es an!

 

Waren Sie schon einmal kurz davor, Ihre Karriere als Geigerin aufzugeben? Wenn ja, wie sind Sie über dieses Tief hinweggekommen?"

 

Niemals habe ich meine Entscheidung bereut, die ich mit sechs Jahren fällte: Musiker werden zu wollen. Natürlich hat sich mein Blickfeld auf mein Leben als Geigerin im Lauf der Jahrzehnte verbreitert, und ich bin sehr stolz und glücklich, dass bei der diesjährigen "ECHO" Verleihung meine Leidenschaft, die sich in meiner Stiftung einer jungen Generation Musikern und deren Werdegang widmet, auch in einem hochverdienten Klassik ohne Grenzen Preis an das Ensemble Bassiona Amorosa mit meinem Stipendiaten Roman Patkoló niederschlägt.

 

 

Matthias Mühling, Direktor des Lenbachhauses bei der Eröffnung der William Turner Ausstellung 2023, Foto: Beate Obermann copyright
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