Von Neu- über Wiederentdeckungen bis zu großen Ensemblefilmen: Das 42. FILMFEST MÜNCHEN wird seinem Anspruch gerecht, die Plattform Nr. 1 für das deutsche Filmschaffen zu sein. In der Sektion Spotlight gibt es weitere vier Weltpremieren deutscher Produktionen zu entdecken.
Das Publikum darf sich auf doppelbödige und freche Komödien wie „Ganzer halber Bruder“ und
„Zweigstelle“ freuen, auf fesselnde Dramen wie „Sechswochenamt“, spannende Thriller wie „Brick“, aber auf Ensemblefilme wie „#schwarzeschafe“ und „Mädchen Mädchen“.
Die Bandbreite des deutschen Kinos spiegelt sich nicht nur in seinen Themen wider, sondern in den Filmschaffenden – von vielversprechenden Newcomer:innen bis hin zu bekannten Persönlichkeiten aus
Deutschland, wie Helge Schneider, Matthias Schweighöfer, Christoph Maria Herbst, Luise Kinseher, Jella Haase uvm.
„Die deutschen Filme beim FILMFEST MÜNCHEN sind ein Spiegelbild unserer Zeit: Menschen stecken in Ausnahmezuständen. Vom
Horror-Drama über schwarzhumorige Komödien bis zur schrill bunten Satire präsentieren wir alle Facetten des deutschen Kinos. Einmal mehr wird das Politische vermehrt im Privaten und Familiären
verhandelt. Den Auftakt des deutschen Programms am Sonntag, den 29. Juni, machen fünf exzellente junge Filmemacherinnen mit ihren eigenwilligen Debüts: Wir wollen ein Zeichen für Frauen in der
Filmbranche setzen, deren Arbeit durch herausragende Qualität besticht!“
Das diesjährige Programm der Reihe Neues Deutsches Kino zeigt 16 herausragende deutsche Produktionen, bei denen die Filmemacher:innen nicht vor der Konfrontation mit unangenehmen Wahrheiten
zurückscheuen.
Im autofiktionalen Drama „Sechswochenamt“ überzeugt nicht nur die Geschichte der weiblichen Hauptfigur, sondern der
Karriereweg der Filmemacherin Jacqueline Jansen. Diese eindrückliche Energie spiegelt sich in „Sechswochenamt“ wider: Eine junge Frau erlebt den Verlust ihrer Mutter inmitten der Corona-Pandemie. Im
Zuge dessen kehrt sie in ihre rheinische Heimat zurück, wo sie sich nicht nur ihrer Trauer, sondern den starren Strukturen vor Ort stellen muss.
Auch das Drama „Karla“ (Regie: Christina Tournatzés, Buch: Yvonne Görlach) handelt von einer beeindruckenden wie mutigen
weiblichen Hauptfigur. Angelehnt an ein Gerichtsverfahren aus den frühen 1960er-Jahren thematisiert der Film den schwierigen Umgang mit Opfern von Kindesmissbrauch und zeigt, wie schwer es ist, die
Wahrheit aufzudecken.
Um die spektakuläre Enthüllung jahrelanger Lügen geht es im Dokumentarfilm „Born to Fake“ von Erec Brehmer und Benjamin Rost.
Die Regisseure erzählen die erstaunliche Geschichte des Selfmade-Journalisten Michael Born, der in den 1990er-Jahren unbemerkt über 20 Beiträge für das Privatfernsehen fälschte und damit den Ursprung
moderner Fake News legte.
Auch im Privaten gibt es Geheimnisse mit großen Auswirkungen, wie das Coming-of-Age-Drama „Missing*Link“ (Regie und Buch:
Michael Baumann, Buch: Sabine Westermaier) zeigt: Im Urlaub mit ihrer Patchworkfamilie entdeckt Mia mit einem fremden Jungen eine nie gekannte Freiheit. Doch ein Familiengeheimnis stellt ihre
bisherige Identität auf den Kopf stellt und am Morgen ihres 14. Geburtstags verschwindet sie spurlos.
Bei ihren Dreharbeiten lernt sie nicht nur, wie poetisch Heavy Metal sein kann; mit seinem veganen und Yoga-affinen Lebensstil rüttelt der Frontsänger an fest verankerten Vorurteilen.
„Rave On“ von Nikias Chryssos und Viktor Jakovleski (Regie und Buch) nimmt das Publikum mit auf eine atmosphärische Reise durch die ekstatische Techno-Clubszene à la Berghain. Im Mittelpunkt: ein
verzweifelter DJ (Aaron Altaras), der versucht, seine neue Platte zu promoten und dabei eine wilde Rave-Odyssee zwischen Eskapismus und Identitätssuche erlebt.
Eine schwarzhumorige Demontage der Gesellschaft bietet „Bernd – Operation Germanenkind“, ein Drama mit Horrorelementen von Cornelius Schwalm (Regie und Buch). Ein Performance-Künstler bringt durch
seine unkonventionelle und kompromisslose Ehrlichkeit die moralischen liberalen Wertevorstellungen seines Berliner Künstlerkollektivs ins Wanken.
Jovana Reisinger (Regie und Buch) setzt in „Unterwegs im Namen der Kaiserin“ auf Queerness pur vor einem kunterbunten
Alpenpanorama. Mit facettenreicher, skurriler Poesie erzählt die Regisseurin von einem Wettstreit um ewige Jugend und das Vermächtnis der Kaiserin Sisi.
In der Komödie „Holy Meat“ (Regie und Buch: Alison Kuhn) stehen die Themen Einsamkeit, Verantwortung und Kirche im
Mittelpunkt.
Eine sarkastische und zugleich zärtliche Meditation über das, was vom Film noch bleibt, bietet „Home Entertainment“ (Regie und
Buch: Dietrich Brüggemann). Ein gemütlicher Filmabend eines Pärchens entwickelt sich zum Spiegelbild der modernen Erschöpfung: Zwischen digitaler Überforderung durch Streamingangebote und
zwischenmenschlichem Beziehungschaos reflektiert der Film über sein eigenes Verschwinden im Überangebot.
Ensemble-Filme
In seinem Langfilmdebüt landet eine verstorbene Freundesgruppe in einer bürokratischen Zwischenwelt, in der über das Schicksal ihrer ungläubigen Seelen entschieden wird. Die deutsche Starbesetzung,
von Luise Kinseher, über Johanna Bittenbinder, Maxi Schafroth bis Rainer Bock, sorgt für viel Humor, die passende musikalische Begleitung dazu liefern Roy Bianco & Die Abbrunzati
Boys.
Zurück auf der Erde sagen vier Jugendliche der Welt den Kampf an. Die schwarzhumorige Komödie „Danke für Nichts“ von Stella
Marie Markert (Regie und Buch) spielt in einer betreuten WG, in der sich die Freundinnen ihre eigene anarchische Utopie schaffen – fern von Regeln, Eltern und Schule.
Nicht ganz eng ist das Band der Freunde in dem Kammerspieldrama „Bubbles“ von Sebastian Husak (Regie und Buch) und Leonard
Hettich (Buch). Fiete trifft während eines Wochenendtrips am Wattenmeer auf seinen ehemaligen besten Freund, der mittlerweile in einer anderen Bubble lebt und ihn mit alten Wunden konfrontiert.
Mit dem humorvollen Episodenfilm „#schwarzeschafe“ (Buch Ana Cristina Tarpo, Oliver Rihs, Daniel Young, Oliver Keidel, Ziska Riemann, Melanie Möglich) setzt Regisseur Oliver Rihs seine Komödie von
2006 fort – mit hochkarätigem Cast (u.a. Yasin El Harouk, Jella Haase, Frederick Lau, Marc Hosemann, Milan Peschel, Jule Böwe) und jeder Menge Berliner Sommerhitze. Kunstvoll verwebt er die
Geschichten schräger Weltretter:innen, Clan-Mitgliedern oder Aktivist:innen, und stellt dabei die Frage: Ist Altruismus am Ende Egoismus? Für ein ganzheitliches Kinoerlebnis wird der erste Film
„Schwarze Schafe“ beim FILMFEST MÜNCHEN zu sehen sein.
Eine Patchworkfamilie, zwei Filme und dazwischen 15 Jahre: Nach dem Ende ihrer ersten großen Teenagerliebe in „Die Liebe der
Kinder“ (2009) steht Mira in „Das Glück der Tüchtigen“ (Regie und Buch: Franz Müller, Buch: Marcus Seibert) als erwachsene Frau vor neuen Herausforderungen – sie kämpft um ihre Ehe und ihre Existenz.
Auch der erste Teil, der beim FILMFEST MÜNCHEN seine Premiere feierte, ist erneut in einem Screening zu sehen.
Martina Pluras (Regie) und Kathi Kiesls (Drehbuch) überraschende, diverse und mit viel Humor erzählte Neuinszenierung der
frechen Komödie von 2001 handelt von Freundschaft, Gefühlschaos, Liebe und Lust der drei besten Freundinnen Inken, Vicky und Lena und trifft den Nerv der Gen Z.
In „Ganzer halber Bruder“ von Regisseur Hanno Olderdissen und Drehbuchautor Clemente Fernandez-Gil erwartet das Publikum eine
emotionale Komödie. Der Haken: Sein Bruder, ein junger Mann mit Trisomie 21, hat dort lebenslanges Wohnrecht und stellt sich ihm entschlossen in den Weg.
Helge Schneider wird 70 Jahre – und legt seine filmische Autobiographie vor: Seit Jahrzehnten begeistert er mit
unkonventioneller Comedy sowie musikalischem Können und zeigt das in seinem neuen Film „The Klimperclown“.
Ob Aussteigen zur wahren Freiheit führt, das beschäftigt den Regisseur Julian Wittmann in seinem Dokumentarfilm „Ausgsting".
Seit 40 Jahren erlebt Clemens Freiheit pur auf den Weltmeeren und gewährt dem Publikum spannende Einblicke in sein unkonventionelles Leben.
Am Freitag, 4. Juli wird der Förderpreis Neues Deutsches Kino in den Kategorien Regie, Produktion, Drehbuch und Schauspiel an
Newcomer:innen verliehen.